Claude Monet in Corona-Zeiten

Es ist doch schön zu wissen, dass die Milliardäre unserer Welt wie Bill Gates nicht nur viel Geld dafür ausgeben - oder besser, investieren, um der Weltbevölkerung von sieben Milliarden Menschen in einem imperialen Geschäft einen Impfstoff zu verkaufen, vielleicht sogar immer wieder neu in jedem künftigen Jahr.

Foto von Museum Barberini
Foto von Museum Barberini

Es gibt auch Milliardäre wie Hasso Plattner, den SAP-Mitbegründer, der sein Vermögen von geschätzt 12,4 Milliarden Dollar auch für die Präsentation der Weltkultur einsetzt, unter anderem in dem von ihm finanzierten Museum Barberini in Potsdam. Auch hier fließen wie bei Gates die Gelder über eine Stiftung - das gehört schon zum notwendigen Prozedere, das Vermögen steuerfrei verwenden zu können, aber der Gewinn für seine Mitmenschen ist transparent, unbestritten und ein großartiges Erlebnis.

Bei dem gegenwärtig von den Bürokraten-Heerscharen der Regierung verordneten Reglementierungen zu Corona-Zeiten (aktuell gibt es in Potsdam eine Neuinfektion in einer Woche) ist der Besuch in der laufenden Ausstellung zu dem berühmten französischen Maler Monet reine Glückssache, wie ein Treffer im Lotto. Um den ungekrönten König der Impressionisten zu sehen, reicht es nicht einmal, wie bei den Berliner Filmfestspielen oder berühmten Konzertauftritten, sich eine Nacht in einer Warteschlange um die Ohren zu schlagen, um die heiß begehrten Tickets zu ergattern. Nur über einen online-Verkauf ist der Erwerb von Eintrittskarten möglich, wenn man nach längeren hartnäckigen Versuchen überhaupt ein Zeitfenster findet. Vor dem Eingang des Barberini-Museums verwandelt sich die virtuelle in eine 50 Meter Besucherschlange, die mit dem online-Ticket in der Hand geduldig auf die Öffnung der streng kontrollierten Eingangstür wartet. Kurz vor Öffnung erhalten alle Besucher noch ein fünf Minuten Briefing eines Museumsmitarbeiters über das ordnungsgemäße Verhalten im Hause Barberini - natürlich mit Mundschutz. Dann erfolgt die Einweisung. Jeder Besucher wird per Handzeichen vom Wachschutz in die Drehtür des Einganges dirigiert.

Dann ist der Besucher endlich im Museum angekommen. Und alle Mühsal hat sich gelohnt und wie! Die allermeisten Besucher werden vollen Herzens in die Lobeshymnen der Medien über diese Ausstellung einstimmen. Hier wird eine überwältigende Ausstellung von dem wohl bedeutendsten impressionistischen Maler präsentiert. Die Kunstkenner jubeln zurecht. Diese Werkschau ist eine der umfangreichsten Retrospektiven, die dem Künstler jemals in einem deutschen Museum gewidmet wurde. Zunächst ist die grundlegende Ausstellungs-Regie hervorzuheben, die schon im Titel angezeigt wird. "Monet.Orte". Die mehr als 100 Exponate werden dem Besucher in einer thematisch nach insgesamt 12 Orten gegliederten Folge in den Ausstellungsräumen gezeigt. Es beginnt bei den künstlerischen Anfängen von Monet in der Normandie und im Wald von Fontainebleau. In seinem Frühwerk findet sich kein einziges Mal ein Motiv der Großstadt Paris. Weitere Etappen sind Pariser Stadtansichten und die Flusslandschaften an der Seine bis zu den Londoner Brücken im Nebel, Motiven an der Riviera und von Venedig. Den Abschluss bildet Monets selbst geschaffener Wassergarten. In dieser von ihm inszenierten Kulisse entstanden mehr als 250 seiner berühmten Seerosenbilder.

Diese Bildfolge illustriert zugleich auch den privaten Lebensweg des Künstlers. Gleichzeitig werden seine Schaffensperioden skizziert sowie die Entwicklung des Impressionismus mit seinen expressiven Elementen, die einen Weg zur abstrakten Kunst im 20. Jahrhundert ebneten. Um diese ehrgeizige Ausstellungsidee zu verwirklichen, bedurfte es einer sehr großen Zahl von hochwertigen Monet-Werken. Dies konnte zum einen durch die Sammlung Hasso Plattners, dem Stifter des Museums Barberini, garantiert werden und zum anderen durch die Leihgaben zahlreicher internationaler Museen aus aller Welt. An erster Stelle ist das Denver Art Museum zu nennen.

Unbedingt hervorzuheben ist die eingerichtete Barberini-App. Sie ist erhältlich durch kostenlosen Download im App Store und auf Google Play. Damit kann man sich auf den Besuch ausführlich mit dem eigenen Smartphone vorbereiten und sich dann durch das Museum navigieren lassen und Notizen zu ausgewählten Werken abrufen. Geradezu beispielhaft ist die Qualität der rund zwei Minuten langen Texte, informativ, aber nicht belehrend, verständliche Sprache und kein Fachkauderwelsch. Ein besonderer Service dieses App-Programm besteht darin, das von den Orten der Malerei von Monet im 19. Jahrhundert mit einem Wisch ein Foto dieses Ortes aus heutiger Zeit abgerufen werden kann. Einfach faszinierend.

Bis zum 19. Juli ist diese Monet-Ausstellung im Museum Barberini verlängert worden. Es gibt also noch etwas Zeit, um online Tickets zu ergattern. Wer es nicht mehr schafft, kann sich vielleicht mit der App Barberini trösten, die nicht nur alle Werke mit Erläuterungen enthält, sondern noch zusätzlich einen 360 Grad Museumsrundgang offeriert. Außerdem bietet das Barberini Museum vom 7. September 2020 dauerhaft die umfangreiche Sammlung impressionistischer Gemälde des Museumsgründers Hasso Plattner. Sie umfasst mehr als 100 Meisterwerke von Monet, Renoir, Pissarro und weiteren Malern des Impressionismus. Großen Zuspruch wird auch die geplante Ausstellung "Impressionismus in Russland" vom 7.11.2020 bis 14.2.2021 ebenfalls im Barberini finden. In den nächsten Monaten lohnt sich für Liebhaber des Impressionismus der Weg nach Potsdam.

Marc Vorwerk ist einer der Topfotografen in Berlin und begeistert mit seinen Werken Wirtschaft, Politik und Kultur.
An dieser Stelle gibt es im Wechsel sein bestes Foto exklusiv bei CHEXX.

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